Albert Einstein und Mozart sollen darunter gelitten haben. Der Sänger Adam Levine hat es und auch andere Prominente wie Bill Gates oder Angelina Jolie bekennen sich zur ihrer ADHS. Längst ist sie keine Kinderkrankheit mehr. Die Störung betrifft auch 2-4% aller Erwachsenen. Doch die wissen oftmals gar nicht, dass sie unter einer ADHS leiden. Die Geschichte vom Zappelphilipp und Hans-Guck-in-die-Luft kennt jedes Kind. Es sind typische Symptome der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung, die der Kinderbuch-Autor Heinrich Hoffmann in diesen beiden Märchen beschreibt. Er machte damals noch Dummheit und schlechte Erziehung für die hyperaktiven und unaufmerksamen Kinder verantwortlich.
Das, so weiß man heute, sind aber sicher keine Ursachen für ADHS. Das Störungsbild ist längst mehr kein Fall der Psychologie, sondern auch der Humanmedizin. Fachärzte sind sich heute weitgehend einig, dass es sich bei ADHS um eine Stoffwechselstörung im Dopaminhaushalt des Gehirns handelt. Und: ADHS ist zu beinahe 80% genetisch bedingt. Trotz dieser medizinischen Erkenntnisse hält sich jedoch der Vorwurf hartnäckig, ADHS sei eine Modediagnose. Tatsächlich ist die Störung weit verbreitet: Im Kindesalter ist ADHS mit 3-7% die am häufigsten diagnostizierte seelische Erkrankung.
Der Vorwurf der Modediagnose hängt oftmals eng zusammen mit der Frage, inwiefern Kinder in einer Leistungsgesellschaft von heute „funktionieren“ müssen. Natürlich ist die heutige Gesellschaft geprägt von einer gewissen „ADHS-Symptomatik: ständige Reizüberflutung, ein übergroßes mediales medialen Angebot, die Anforderung, viele Dinge gleichzeitig zu managen und zu „Multi-Tasken“.
In einem solchen Umfeld treten die besonderen Symptome der ADHS stärker zu Tage. Hinzu kommt aber sicherlich auch, dass sich das Wissen um das Störungsbild, die Diagnose und Behandlung in den letzten Jahren verbessert hat.
So weiß man heute auch, dass ADHS längst nicht nur Kinder betrifft: Auch 2-4% aller Erwachsenen leiden an einer ADHS. Auf Grund der relativ „jungen Diagnose ADHS“ dürften Schätzungen zufolge jedoch die wenigsten von ihnen wissen, dass sie unter einer ADHS leiden. Sie werden entweder gar nicht behandelt oder falsch: Experten-Meinungen zufolge werden Erwachsene oftmals für auftretende Begleiterkrankungen, wie Angst und Despressionen oder Sucht-Erkrankungen, behandelt werden, nicht aber für die zu Grunde liegende ADHS.
Dabei lässt sich eine ADHS heute gut und vielfältig behandeln: Durch Gruppen-, Familien- und/oder Psychotherapien, durch Schulungen und natürlich auch medikamentöse Behandlung. Voraussetzung ist einzig eine richtige und fundiert gestellte Diagnose mittels eines psychologischen Gutachtens.
Neurofeedback bei Erwachsenen
Neurofeedback ist eine bestimmte Form vom Biofeedback.
Beim Biofeedback lernen Menschen bestimmte, unterbewusste Körperfunktion bewusst wahrzunehmen und selbst zu steuern, z.B. den Puls oder ihre Hirnaktivität. Bewusst wahrnehmen lernt man die Körperfunktionen durch ein Feedback, z.B. durch Visualisierung des Pulswertes oder der Hirnaktivität.
Beim Neurofeedback lernen Menschen ihre Gehirn-Aktivität bewusst wahrzunehmen. Diese misst und visualisiert man heute zumeist mit Hilfe eines EEG’s.
Die Messergebnisse werden dann am Computerbildschirm in Echtzeit als einfache Signale dargestellt, z.B. als ein Storch, der von links nach rechts und hoch oder runter fliegt, wenn der Proband seine Gehirnaktivität in der gewünschten Art und Weise beeinflusst. Mit der Zeit entsteht dann ein Gefühl dafür, wie sich die Gehirnaktivität steuern lässt.
Die Hoffnung der Forscher ist, dass ADHS-Patienten mit Hilfe des Neurofeedbacks lernen, ihre Gehirnaktivität und Aufmerksamkeit gezielt zu kontrollieren.
10 Facts über Erwachsenen ADHS
- ADHS ist die Abkürzung für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung
- ADHS ist eine weitgehend (zu 70%) genetisch bedingte Stoffwechselstörung: Diese führt zu einer Neurotransmitterstörung des Dopaminrezeptors
- ADHS zählt zu den hyperkinetischen Störungen. Für eine Diagnose gibt es keinen Schnelltest. Vielmehr erfordert eine gesicherte Diagnose ein ausführliches psychologisches Gutachten.
- Symptome einer ADHS
- Variieren und sind individual ausgeprägt. Betroffene können ihre Aufmerksamkeit nicht aufrechterhalten, sind unaufmerksam, verträumt und/oder vergesslich. Sie verspüren eine innere und motorische Unruhe.
- Menschen mit ADHS haben Schwierigkeiten sich zu strukturieren und organisieren. Sie sind impulsiv und können unter Stimmungsschwankungen und Selbstzweifeln leiden.
- ADHS kann im Erwachsenenalter fortbestehen: 30-50% aller Kinder behalten ihre ADHS im Erwachsenenalter
- Die Bundesärztekammer schätzt, dass ca. 2,5-4 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland unter ADHS leiden
- ADHS ist erst seit den 90ern ein wachsendes Thema, sowohl in Fachkreisen als auch in der Öffentlichkeit. Daher wissen heute viele Erwachsene gar nicht, dass sie unter einer ADHS leiden. Die Bundesärztekammer schätzt, dass es alleine in Deutschland rund 2 Millionen nicht diagnostizierte, erwachsene Betroffene gibt.
- ADHS ist ein komplexes Krankheitsbild: Betroffene leiden nicht nur unter Hyperaktivität und Unaufmerksamkeit. Sie tragen auch ein hohes Risiko Begleiterkrankungen zu entwickeln: an Lese-, Rechtschreib-, und Rechenschwäche, an Depressionen, Sucht-Erkrankungen, Ängste oder Neurosen.
- ADHS ist nicht heilbar, lässt sich aber heute gut behandeln. Fachärzte sind sich einig, dass ganzheitliche Behandlung am effektivsten wirkt, d.h. eine Kombination aus Schulungskursen, Psycho- oder Gruppentherapie und medikamentöser Behandlung.
- An ADHS wird weiterhin intensiv geforscht, auch an neuen Behandlungsmethoden. U.a. wird derzeit an Alternativen zur medikamentösen Behandlung geforscht. 2014 machte bspw. das Neurofeedback Schlagzeilen